Sozialdemokrat

Sozialdemokrat

In einem Brief an seinen Kriegskameraden und Freund Hans Grimm, der sich mit seinem Buch „Volk ohne Raum“ politisch rechts außen positioniert, verteidigt Claudius 1928 den Klassenkampf gegen scharfe Worte seines Freundes: „Ich bin seit 11 Jahren Mitglied der SPD.“

Doch auch ohne Parteibuch orientiert sich Claudius in seiner Jugend sozialdemokratisch und wird öffentlich dazugerechnet, spätestens seitdem die Arbeiterbewegung sein „Wanderlied“ zu ihrer Hymne erklärt.

Der zunehmende Versuch der Nazis, die unpolitische Jugend auf ihre Seite zu ziehen, Heimatverbundenheit als Chauvinismus umzudeuten, macht auch vor Claudius nicht Halt. Vor allem kommt es zu Auseinandersetzungen mit seinem Freund Hans Grimm, der in Veröffentlichungen heftig gegen Linke polemisiert.

Im Streit über die SPD präzisiert Claudius am 28.9.1931 seine Position:

SPD hat hier in Hamburg Arbeiter-Wohnstätten und Schulen geschaffen, dazu die Wohlfahrtseinrichtungen, die mehr deutsches Heimatgefühl wecken als alle Tiraden Hitlers von deutschem Blute und der Übergeordnetheit des nordischen Typs (zu dem er selber nicht zählt!). Wenn die Nazi ihren großen Reden (...) Werke des Aufbaus folgen lassen, so sollen sie mir recht sein. Im Grunde ist's gleich, wer's macht. Nur muß es gemacht werden!

1932 veröffentlicht Grimm eine Gedichtanthologie „Meine geliebten Claudius-Gedichte“. Claudius verfolgt die Rezensionen und schreibt in einem Brief an Grimm:

Das Naziblatt Hamburger Tageblatt enthielt eine herzhafte Empfehlung des Buches - „trotzdem der Verfasser Sozialdemokrat ist".

Mit dem Verbot der SPD nach Hitlers Machtergreifung endet auch Claudius Mitgliedschaft in der Partei, die er nach dem Krieg nicht wieder aufgreift. Gerade aus diesen Kreisen erfährt Claudius wegen seiner Nähe zu den Nationalsozialisten heftige Ablehnung und ist enttäuscht. Am 6.1.1946 schreibt er an Grimm:

Es sind die alten „Genossen" von der SPD Anno 1919, die mit Steinen auf mich werfen. Ich bin still und lasse die Zeit ihren ebbenden Einfluß üben.

Spätestens seitdem Claudius‘ Lied „Wann wir schreiten Seit‘ an Seit'“ die SPD-Parteitage beschließt, erfährt er auch von der Parteispitze Anerkennung. Zu seinem 90. , 95. und 100. Geburtstag erhält er Glückwünsche der Partei. So schreiben Bundeskanzler Willy Brandt, Helmut Schmidt und Heinz Kühn zu seinem 95. Geburtstag 1973:

„Ihr umfangreiches dichterisches Werk gehört zum besten literarischen Besitz unseres Volkes".

1978, zum 100. Geburtstag, gilt Brandts Dank dem „Dichter der Deutschen Arbeiterbewegung.“ Loki Schmidt nimmt an den Geburtstags-Feierlichkeiten teil und gratuliert persönlich im Namen ihres Mannes und der SPD.